Schrottplätze können Goldgruben für Publikumsknüller sein. Die Doku-Soap „Die Ludolfs“ hat es immerhin auf stolze 8 Staffeln samt Kultstatus gebracht. Auch das Kinodebüt von Max Zähle (Oscarnominiert für seinen Kurzfilm „Raju“!) segelt schon vor dem Start auf der Erfolgswelle: Publikumspreis beim Max Ophüls-Festival sowie Kandidat für die Lola! Zwei verfeindete Brüder planen einen raffinierten Raubzug, um den familiären Schrottplatz vor dem Zugriff des fiesen Konkurrenten zu retten. So schlicht die Story, so clever ist das Ganovenstück inszeniert. Flottes Tempo, vergnügliche Wendungen, ein spielfreudiges Ensemble sowie lässig lakonische Sprüche, die an den frühen Detlev Buck erinnern. Ein gelungener Comedy-Wurf!
Webseite: www.schrotten-derfilm.de
D 2015
Regie: Max Zähle
Darsteller: Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke, Heiko Pinkowski, Lars Rudolph, Jan-Gregor Kremp
Filmlänge: 96 Minuten
Verleih: Port au Prince Pictures, Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 5. Mai 2016
Preise/Auszeichnungen/Pressestimmen
Publikumspreis Max-Ophüls-Preis Saarbrücken 2016
"Ein ironisch funkelndes Gaunerstück."
Süddeutsche Zeitung
"Das wunderbar komische, hochkarätig besetzte Spielfilmdebüt (...) von Max Zähle überzeugt mit starken Typen und Sinn für Timing... eine Malocher-Komödie mit Herz."
Focus
FILMKRITIK:
„Du verlierst sogar bei einer win-win-Situation!” – große Stücke hält Mirko nicht auf seinen Bruder Letscho. Während der eine als geschäftstüchtiger Versicherungskaufmann im fernen Hamburg erfolgreiche Karriere gemacht hat, ist der andere im elterlichen Schrottplatz in der Provinz geblieben. Als der Vater stirbt, erben die ungleichen Geschwister den maroden Familienbetrieb. Der durch seine dubiosen Schneeballsysteme akut finanzklamme Manager will den Laden möglichst sofort an den raffgierige Konkurrenten Kercher verkaufen. Doch sein Bruder und dessen Clan hängen mit Herzblut am Handel mit dem Altmetall. Als Mirko die versteckte Botschaft seines Vaters findet, ändert er seine Meinung – zumal es obendrein noch jene verführerische Verwalterin der Schrottverwertung gibt. Der verstorbene Patriarch hatte einen überaus verwegenen Plan geschmiedet, mit dem sämtliche Probleme des maroden Unternehmens auf einen Schlag gelöst wären. Auf der kleinen Modelleisenbahn sieht alles perfekt aus, in der Praxis ist es freilich nicht ganz so einfach, einen Güterwaggon mit 40 Tonnen Kupfer von einem fahrenden Zug zu kapern.
So generalstabsmäßig die schrecklich nette Schrott-Familie den Coup mit vereinten Kräften vorbereitet, so eindrucksvoll geht das Filmteam bei der realistischen Inszenierung des Raubzuges vor. Dass im Nachspann eigens die Verantwortlichen für „Schweißarbeiten” oder „Gleisbau” genannt werden, vermittelt eine Ahnung von den enormen Anstrengungen der Produktion. Der logistische Aufwand zahlt sich aus, kommt so bei dieser kleinen Komödie doch fast ein bisschen prickelnde Atmosphäre klassischer Caper-Filmen auf. Suspensestark wird das spektakuläre Gaunerstück über die Bühne gebracht, die Freude der underdogs hält jedoch nicht sehr lange an, schon bald kreuzt der hinterhältige Konkurrent auf dem Schrottplatz auf. Der Untergand scheint endgültig besiegelt. Aber zum Glück erinnert man sich an das alte Familiemotto: „Lieber tot als Sklave.“
Für seinen Kurzfilm „Raju“ mit Wotan Wilke Möhrig bekam Regisseur Max Zähle den Student Academy Award samt Nominierung für den Kurzfilm-Oscar. Die Erfolgsserie setzt sich nun mit seinem Kinodebüt fort: Beim „Lola“-Rennen ist „Schrotten“ in der Vorauswahl dabei, beim Max Ophüls-Festival gab es den Publikumspreis. Überraschend ist das kaum, bietet das lässige Lustspiel doch alles, was eine coole Komödie braucht: Sympathisch schrullige Außenseiter taugen allemal als Bilderbuch-Besetzung für das Figurenkarussell. Der Streit unter ungleichen Brüdern, gerne auch mit Fäusten ausgetragen, gilt geradezu als Klassiker. Der absurd abenteuerliche Raubzug mit Wendungen sorgt für die notwendige Spannung, derweil lakonische Dialoge den amüsanten Ausgleich bieten. Last not least überzeugt das sichtlich amüsiert aufspielende Ensemble. „Lammbock“-Mime Lucas Gregorowicz verkörpert vergnügt den verhärmten Spießer mit rebellischem Herzen, derweil „Victoria“-Star Frederick Lau mit gewohnter Lässigkeit das Stehaufmännchen gibt.
Bei soviel gekonnter Originalität können sich „Die Ludolfs“ getrost verschrotten lassen.
Dieter Oßwald