Vier Tage haben die besten Freunde Julián und Tomás Zeit, um sich voneinander zu verabschieden und noch einmal das Leben zusammen zu genießen. Denn Julián ist todkrank und verzichtet auf weitere medizinische Behandlungen. In der gefühlvollen Tragikomödie „Freunde fürs Leben“ entwickelt sich ihr mehrtägiger Trip zu einer abwechslungsreichen, tragikomischen Abschiedsvorstellung. Abschied vom Leben und den Lieben, allen voran von Juliáns Sohn, der in Amsterdam lebt. In Cesc Gays („In the city“) neuem Film überwiegen aber deutlich die humorvollen Töne und Stimmungen anstelle der schmerzhaften und wehmütigen.
Webseite: www.freunde-fuers-leben-film.de
OT: Truman
Spanien 2015
Regie: Cesc Gay
Drehbuch: Cesc Gay
Darsteller: Javier Cámara, Ricardo Darín, Dolores Fonzi,
Alex Brendemühl
Länge: 108 Minuten
Verleih: Ascot Elite Filmverleih
Kinostart: 25. Februar 2016
FILMKRITIK:
Julián (Ricardo Darín) und Tomás (Javier Cámara) sind eigentlich seit frühen Kindertagen die allerbesten Freunde, jedoch haben sie sich in den letzten Jahren aus den Augen verloren. Als sich die Beiden durch einen Überraschungsbesuch von Tomás bei Julián in Madrid wiedersehen, ist es, als hätte der Kontakt nie gelitten, obwohl sie in unterschiedlichen Ländern wohnen. Sie schwelgen in Erinnerungen vergangener Tage und wollen Madrid unsicher machen. Zunächst. Doch die Unternehmungen der Beiden werden von einem traurigen Umstand überschattet: Julián ist unheilbar krank und will mit Hilfe von Tomás noch ein paar letzte Dinge erledigen: etwa für seinen geliebten Hund Truman ein neues zu Hause finden oder seinen Sohn, der in Amsterdam studiert, noch ein letztes Mal sehen.
2003 gelang dem katalanischen Regisseur Cesc Gay mit dem Ensemble-Drama „In the City“ einer der meistgefeierten spanischen Filme des Jahres. Der Film wurde mehrfach mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnet. Seinem Rhythmus, alle drei Jahre einen neuen Film zu drehen, bleibt Gay nach der Dramödie „Ein Freitag in Barcelona“ von 2012 auch mit dem Drama „Freunde fürs Leben“ treu. In beiden Filmen spielen der erfolgreiche argentinische Filmstar Ricardo Darín und Javier Cámara, bekannt durch einige Werke Pedro Almodóvars, die Hauptrollen. Seine Premiere erlebte der Film auf dem letztjährigen Toronto Filmfest.
Obwohl die Inhalte „Tod“ und „Abschied nehmen“ schwere und traurige Themen sind und als Leitmotive den kompletten Film bestimmen bzw. durchziehen, kommen Schwermut und Trauer in diesem Film überraschend selten wirklich auf. Im Gegenteil: es sind der stets unterschwellig mitschwingende Humor und die angenehme Leichtigkeit, die den Film ausmachen. Dies ist neben dem Drehbuch vor allem den Hauptdarstellern geschuldet. Darín und Cámara sind ein eingespieltes Hauptdarsteller-Duo und die Chemie zwischen den Beiden ist berauschend und hoch ansteckend, trotz der Unterschiede. Der eine, ein Überlebenskünstler und Schauspieler, der andere, ein rationaler Wissenschaftler. Der eine: notorisch pleite, der andere: immer gut bei Kasse.
Klar, dass Julián die plötzliche finanzielle „Unterstützung“ nochmal so richtig ausnutzen will. Ein paar Tage in Madrid, sponsored by Tómas. Die Sache mit dem Geld wird sich im weiteren Verlauf des Films noch als heiterer Running Gag etablieren. Großartig ist mit anzusehen, wie der sterbenskranke Tómas im Laufe der Zeit immer mehr aufblüht, die Lebensfreude vergangener Zeiten zurückgewinnt. Aber: den Freunden bleiben nur vier Tage und dadurch generiert der Film auch seine hauptsächliche Spannung: schafft es Julián mit Hilfe von Tómas, in dieser Zeit alles zu erledigen und zu klären, was er sich vorgenommen hat? Die Uhr tickt erbarmungslos gegen die Beiden.
Große Teile des Humors des Films ergeben sich im Übrigen auch durch die Sticheleien der beiden Freunde untereinander. So fragt Julián Tómas an einer Stelle: „Hättest du dir vorstellen können, jemals so lange mit mir befreundet zu sein?“. Tómas antwortet trocken (und freilich nicht ganz ernstgemeint): „Ich nicht“. Die ein oder andere rührselige Lebensweisheit und arg sentimentale Floskel kann sich der Film zwar nicht verkneifen. Und auch der deutsche Verleihtitel ist mit „Freunde fürs Leben“ an nichtssagendem Pathos und Kitsch kaum zu überbieten (im Original ist der Film schlicht nach Juliáns Hund benannt, „Truman“). Aber sonst gewährt einem der Film 100 tragikomische, unaufdringliche Minuten, mit einigen Überraschungen. Vor allem im Laufe des Besuch der Zwei bei Juliáns Sohn in Amsterdam wird klar: einige Protagonisten im Film wissen mehr, als sie zugeben. Das sorgt nicht dafür, dass man dem schmerzvollen Abschied entgehen kann, aber der Weg bis dahin wird zumindest erträglicher.
Björn Schneider